Sonntag, 8. September 2013

Eheliche Diskrepanzen...

... das Essen betreffend können am besten gelöst werden, indem man einen Kompromiss findet in Form eines Restaurants, das sowohl vegane als auch fleischlastige Speisen anbietet. Daher, samstagsabendliches Ausgehziel: die kuchnia-wodkabar, mitten in St. Pauli.
Meine Erwartungen waren ganz schön hoch, schließlich wird mit hausgemachten (und vom Metzger des Vertrauens hergestellten) Spezialitäten geworben. Auch die Bilder auf der Homepage und die Bewertungen bei Qype - alles sehr vielversprechend.
Doch meine Erwartungen haben ganz schnell einen Dämpfer bekommen. Vorneweg sei gesagt, dass der Service absolut top ist! Wirklich spitze und sehr zuvorkommend. Ein Beispiel: für das selbstgebackene Brot vorneweg (ob es vegan war, bezweifel ich, vermutlich ist da Buttermilch mit verarbeitet worden....ich konnte aber einfach nicht wiederstehen. Selbstgebackenes Brot - himmlisch!) gab es Brot mit Salz. Da ich vegan bestellt hatte, fragte der Kellner gleich, ob ich statt der Butter etwas Sojajoghurt hätte. "Klar, und wenn es geht mit einer frisch gepressten Knobizehe". Kam auch prompt - ABER: der Sojajoghurt war zuckersüß und ein Blick hinter mir in die offene Küche bestätigte meinen Verdacht: alpro-Sojajoghurt (wer den kennt, weiß, wovon ich rede). Schade um den Knobidipp, aber dieser Joghurt ist beim besten Willen nicht runterzukriegen.
Die Getränke wurden serviert: klassisch Bier für meinen Lieblingsmenschen und "das letzte Einhorn" für mich. Ein Cocktail, der wie versprochen "sanft, schön und gewaltig" schmeckt - trotz des zuerst skeptischen Blicks auf die Zutaten: Dill, Gin, Birkensaft, Kiefernwodak, Lemon. 
Die Hauptgerichte - Bigos, eine Auswahl dreierlei Salate, mit Sauerkraut und Pilzen gefüllte Pieroggi - waren solides Handwerk. Grundsätzlich auch nichts daran auszusetzen, aber dennoch, es scheiterte letztendlich an den Feinheiten. Nehmen wir als Beispiel meine Pieroggi. Die werden gekocht und dann entweder in Butter (gern auch vegan) geschwenkt oder mit in Butter gebratenen Zwiebeln serviert. Gar nichts von beidem auf meinem Teller, hier waren zwar reichlich Zwiebeln vorhanden, die aber sowas von gar keinen Geschmack hatten, weil sie entweder totgekocht wurden oder es war in irgendeiner Form eine gekaufte, vorgeschnitte Zwiebel, die eh keinen Geschmack mehr hat.... Die Zwiebeln sind noch eine Sache, liegt auch wohl an der Vorliebe des Kochs, aber eine ganz andere Sache ist der Pfeffer, mit denen die Pieroggen gewürzt waren. Ich weiß nicht, was das für eine Sorte ist, die findet man ganz oft auch in normalen Haushalten.... dieser Pfeffer ist wirklich ekelhaft: er schmeckt, wie ein Kuhstall riecht. Er ist so penetrant im Geschmack, dass er einfach das ganze Gericht verdirbt....(ich erinnere mich, als wir vor einigen Jahren bei Freunden zum Truthahn essen eingeladen waren, da war jedes einzelne Gericht mit genau dem selben Pfeffer gewürzt. Viel essen konnte ich schon damals nicht)
Last but not least: die Salate waren Durchschnitt, wirklich nichts Überragendes. Etwas netter hätten die vielleicht angerichtet sein können.
Fazit: Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht ganz (meine Pieroggen für fast 10€ finde ich überteuert; ja ja, trotz selbstgemacht). Ambiente ist nett, Service stimmt, Essen ist ok. Für jemanden, der die osteuropäische Küche kennenlernen möchte ist dieses kleine Restaurant auf jeden Fall eine Anlaufstelle. Für jemanden, der sie wirklich von Haus aus kennt, könnte der Besuch enttäuschend sein (da man es von Mama/Oma ja anders kennt).

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